AM89 – Brief an Walter Gropius
Toblach, Montag, 24. und Dienstag, 25. Juli 1911

24ten

Mein liebes Herz –

Dein BriefA versetzte mich in eine ganz merkwürdige Timmendorferstimmung. Ich sah uns Beide im Geiste dort herumwandeln.

– Das Meer wehte mich an. –

Alles sah und fühlte ich . . . \aber/ viel Sand wird da vorher noch herunter sickern . . . . . \im Glase unsrer/ Uhr.

— Ich bin heute unruhig. Gucki hustet stark – und ich fürchte mich so vor KrampfhustenB! – Wenn nur dieser Kelch an mir vorüber gehen würde. —

Und sie ist so ein lieber Kerl. Aussprüche von merkwürdiger

Tiefe werde ich Dir dann hier erzählen. – Ich lebe jetzt ruhiger und mehr für mich! – Ich habe mich an meine GästeC gewöhnt . . . d[.] h.[,] ich frühstücke mit Gucki allein in meinem Zimmer – lese in der Früh sehr viel – schreibe – spiele Clavier – gegen Mittag vermische ich mich mit der Menschheit[.] – Nach Tisch gehe ich ins Bett und lese – nachmittags musizierenD wir – abends sehr früh ins Bett. – Auch heute zogen wir uns um 9h zurück. – Alle Briefe schreibe ich an Dich immer abends im Bett. — Ich habe \also/ jetzt wieder viel Ruhe und ich brauche das auch. —

Schreib wieder so lieb[.] –

Alma